Was machen zwei Freunde, wenn sie schön langsam merken, die 20er sind vorbei?
Nein, das böse Wort „Midlife C…“ wird hier NICHT erwähnt, sondern worum geht es eigentlich?
Ganz klar – Martin und ich erfüllen uns einen Traum!
Wenn man mich fragt, Handschalter oder Automatik, sage ich zu 100% IMMER Automatik, außer es ist ein wirklich radikaler Sportwagen. Darunter verstehe ich keinen 911er, keinen Ferrari und auch keinen Lamborghini. Diese Fahrzeuge werden übrigens inzwischen ohnedies fast ausschließlich mit Automatik angeboten und auch gekauft.
Nein, für mich ist ein radikaler Sportwagen etwas Leichtes, Urspüngliches und Simples.
Ein SUPER SEVEN!
Der von mir sehr geschätzte Phil Waldeck schrieb in einem seiner Wanderbriefe nur „der größte Spaß, den man mit angezogenen Hosen haben kann“.
Und genau diesen wollen wir haben!
Zuerst kam uns der Gedanke, ha, da ist ja nicht viel dran, kann ja so teuer nicht sein.
Demzufolge haben wir die günstigste angebotene Super Seven – Replika am Markt besichtigt. Einen Robin Hood.
Äh ja. Nein. Danke. SO sehen für uns keine Träume aus. Als günstig würde ich das Fahrzeug nicht bezeichnen, billig schon eher. Unglaubliche Detaillösungen, welche einen Maschinenbauer mit Erfahrung im Kraftfahrzeugbau nur so schauern lassen, eine geradezu krude Vorderachsaufhängung (Mc Pherson), ein Edelstahlwannenchassis! sowie eine Hinterachse aus einem Ford Sierra – da sprang der Funke nicht über.
Nächste Idee: So was selbst aus Großbritannien importieren. Auf Ebay.uk findet man durchaus günstige Fahrzeuge, aber erstens würde ich so ein Fahrzeug NIE ohne eine Besichtigung kaufen und zweitens kommen seit dem Brexit ungeahnte Kosten auf einen zu: Einfuhrzoll, Mehrwertsteuer und dann die von allen Österreichern so geliebte NoVa – so man keinen Oldtimer kauft. Zusätzlich, und dies war für Martin das K.O.-Kriterium – das Lenkrad rechts. Bei manchen Modellen und Baujahren kann man dies mit viel Aufwand umbauen, bei Anderen nicht. Okay, auch keine Lösung.
Dazu kamen dann noch weitere Bedenken:
JEDER sagt, diese Autos sind unglaublich eng. Jetzt bin ich kein Hungerhaken, Martin ist etwas schlanker, aber als dünn werden wir beide doch nicht bezeichnet, einigen wir uns auf stämmig-robust. Passen wir da überhaupt rein?
Und wenn ja, es gibt bei den ganzen Super Seven Derivaten eine mannigfaltige Abstufung von eng. Ein klassischer Lotus Super Seven Serie 3 und sein direkter Abkömmling Caterham S3 sowie Westfiels SE gelten als die engsten Modelle, etwas großzügiger die Interpretationen von Rush, VM, Irmscher und dann gibt es noch Modelle, die bewusst großzügiger geschnitten sind wie ein Caterham SV (11cm breiter! Das sind Welten!), ein Westfield SEiW (W für Widebody) und auch die Robin Hoods gelten als breiter, wobei wir diese inzwischen aus unserer Kaufentscheidung ausgeschlossen haben. Man kann natürlich auch damit Spaß haben, aber es war einfach nicht, was wir wollten.
Zum Glück kennt unser lieber Freund Kurtl wirklich eine unglaubliche Menge an hilfsbereiten und freundlichen Menschen, so auch einen Freund mit einem Super Seven. Angeblich ein 72er Lotus, ergo MUSS der eng sein. Wir durften dann zu dem netten Herren, den Inhalt seiner Garagen besichtigen und da stand er – der Super Seven. Sitzprobe – kein Problem, das klappt. SUPER! Eine Sorge weniger! Natürlich hätten wir auch zur Firma Jubu – der österreichische Caterham Importeur, fahren können, aber über 450km hin und retour für eine kurze Sitzprobe erschien uns dann doch ein breiter Weg.
Aber – noch immer kein Objekt der Begierde in Sicht.
Schön langsam trennten sich aber unsere Interessen ein bisschen:
Martin hatte in seinem Lastenheft: Muss kein Caterham sein, Linkslenker aber ein absolutes Muss. Bei mir genau umgekehrt: Muss ein Caterham sein, Position Lenkrad nebensächlich.
Beide waren wir uns aber einig, ein in der Szene als sogenannter „Einsteiger-Seven“ muss reichen, sprich, wir brauchen keine Leistungseskalation (aber durchaus Potential für ein bisschen Tuning später mal), irgendwas zwischen 100 und 130PS reicht uns leicht, gerade eben weil diese Autos kaum Gewicht auf die Waage bringen.
Martin liebäugelte dann mit einem grünen Tiger aus Holland, der sah nicht schlecht aus, mir fiel nur auf, das Baujahr erfordert bereits Euro 4, der Motor (ein Ford Zetec der ersten Serie mit dem silbernen Aluventildeckel) schafft dies aber nicht, auch keine zweite Lamdasonde vorhanden – ergo keine echte Euro 4. Langes Mitlesen bei den Fachleuten im Forum „Seven IG“ zeigte diese Problematik sehr genau auf: Viele Autos haben eine Zulassung, welche nicht wirklich sauber ist, sprich, keiner genaueren Überprüfung standhält. Fachausdruck in der Szene: „Blumenkübel“. Kannst in den Garten stellen, Erde rein, Primeln setzen, fertig.
Fahren? No way. Okay, das erklärte auch den an sich günstigen Preis. Zusätzlich sind Fahrzeugpapiere in Holland anscheinend eine andere Liga als bei uns, viel weniger Info geht kaum mehr. Auch ein zweites Kitcar erwies sich als nicht seriös und damit chancenlos unter den strengen Augen der österreichischen Zulassungsbehörde. Und ganz ehrlich – so viel Stress sollte das auch nicht werden.
Inzwischen habe ich mit mehreren Leuten Kontakt aufgenommen, manche redeten halt gerne, andere aber erwiesen sich als sehr kompetent und hilfsbereit – auch ohne direkt etwas verkaufen zu wollen. Ralf von der Gentlemens Driver Collection und Jürgen von Jubu Performance waren dabei sehr geduldig und mit Herz bei der Sache, die Informationen Gold wert und KEINER sagte mir „kauf unbedingt bei mir, nur hier bekommst Du was Tolles“. Sehr empfehlenswert!
In Tirol tat sich ein Westfield PreLit mit Kent Motor auf, preislich sehr attraktiv, aber Rechtsgesteuert. Hmmm, soll man, soll man nicht. Auto sah auf den unglaublich schlechten Fotos gut aus, aber so richtig sprang der Funke der Begehrlichkeit bei uns beiden nicht über. Man gedenke an unser selbstaufgestelltes Lastenheft…
Martin fand dann in einem Fahrzeuganzeigenportal einen knallgelben VM77. VM ist ein deutscher Hersteller, das Fahrzeug hat das Lenkrad links, das Teil sah schon auf den Fotos RICHTIG gut aus (wobei wir wie immer durchaus Potential für ein bis sieben Veränderungen fanden), der Preis war nur knapp über dem inzwischen mächtig aufgebohrtem Budget. Der Verkäufer sehr hilfsbereit und freundlich, die Infos flogen nur so durch die Leitungen. Also hier könnte sich eine Lösung auftun.






Verdammt, ist der gelbe Flieger sexy! Die perfekte Mischung aus ZZ Top und Miami Vice würde ich sagen!
Ich wurde schon etwas unrund, kann doch gar nicht sein, dass der mich jetzt da sooo abhängt… Schaue dann eines Nachmittags in Ebay Kleinanzeigen (Marco Degenhart von der Halle 77 findet dort auch immer seine „Schnapper“) und gebe etwas gelangweilt Caterham ein – nicht in der Hoffnung, was Neues zu entdecken.
Doch da war ein neues Inserat – eine knappe Stunde online:
Caterham 1,6l Roadsport, Ledersitze, 4-Punkt Gurte von Caterham, Dach Türen Tonneau-Cover, Carbon Amaturenbrett, Carbon Einstiegsleisten, Dreibeinspiegel, polierte und lackierte Felgen, Ersatzrad mit Halter, Renntankdeckel, Verdecktasche und zusätzlichen Öltank. Garagenfahrzeug, Unfallfrei, nur bei schönem Wettergefahren. Laufleistung 30000 km.
Hmm, die Bilder sahen auch nicht schlecht aus:






Also schnell mal während einer Besprechung den Verkäufer angeschrieben.
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